Ein vietnamesischer Geschäftsmann ist offenbar in Berlin entführt und nach Hanoi verschleppt worden. Der Mann soll am 23. Juli im Berliner Tiergarten von bewaffneten Männern entführt worden sein. Später sei er dann in der Hauptstadt Vietnams wieder aufgetaucht und soll sich nun in Haft befinden.
Das berichtet die Tageszeitung Taz. „Wir ermitteln wegen des Verdachtes einer Entführung und erpresserischen Menschenraubs“, bestätigte ein Sprecher der Berliner Polizei der Zeitung. Zuvor informierten unabhängige vietnamesischeMedien darüber.
Ex-Parteifunktionär genoss offenbar politisches Asyl
Staatlichen Zeitungen zufolge soll er sich nach der Entführung freiwillig den dortigen Ermittlern gestellt haben. „Auch wir gehen davon aus, dass der Mann in Hanoi ist“, sagte der Sprecher der Berliner Polizei. „Auf welchem Weg er dorthin kam, ist für die Ermittler unklar.“
Bei dem 51-Jährigen handelt es sich um einen einstigen Funktionär der kommunistischen Partei Vietnams. Er war Vorstandsvorsitzender eines staatlichen Unternehmens für Erdölfördertechnik und Vizechef einer Provinz im Mekongdelta im Süden des Landes. Im Jahr 2016 war er wegen Korruptionsvorwürfen in Ungnade gefallen. Einer Verhaftung entging er, weil er im Ausland untertauchte.
Er war offenbar gegen vietnamesische Regierung
Der 51-Jährige selbst hatte gegenüber Landsleuten in Berlin angegeben, dass er innerhalb der Kommunistischen Partei Vietnams Wortführer einer Gruppierung gewesen sei, die dem Parteichef gefährlich geworden sei. Er hatte angekündigt, dass er auspacken und Machtstrukturen in höchsten Partei- und Regierungskreisen aufdecken wolle.